Wir stehen gerade auf einem Parkplatz in Harstad und warten auf Yvonne, die gerade um die Ecke im Waschsalon ist und sicher gerade weiter an Terry Pratchetts „Ein gutes Omen“ ließt während der Trockner surrt. Derweil konnte ich unsere Boxen an den alten Sauerstoffgeräte-Halterungen fest installieren (Panzertape tut es erstmal auch). 1A Rollenverteilung also.
Die vergangenen Tage sind wir noch ein wenig auf den Lofoten herumgedüst – übrigens bis ans Ende der Straße in Aa. Dort haben wir es wieder mit Angeln probiert. Da es an der Angelstelle zu gefährlich war und mit den Kindern schlecht zu erreichen weil glitschig, gemischt mit Nieselregen, Wind und Kälte, ist Yvonne mit den Kindern schon mal zurück zur Feuerwehr. Und siehe da, dank abgelegener Stelle, Blinker rein, Fisch raus, Blinker rein, Fisch raus, Blinker rein … und so weiter. So hatte ich am Ende 12 Makrelen innerhalb erfreulich kurzer Zeit am Start (s. Foto). Der Erfolg ist auch den Möwen nicht entgangen, denn wie Aasgeier haben sie mich während des Angelns belagert. Riesenviecher. Nachdem ich die Fische ausgenommen hatte und ein paar Meter gegangen war, hatten sich die ‚Aasgeier‘ schon über das Gedärm hergemacht. Die hätten wohl auch gerne eine Angel. Auch wenn die Kinder am Ende relativ wenig vom Fischgericht gegessen haben, sich das Essen selbst zu erjagen (am Tag darauf bei ruhigem Fjord durften die Jungs wieder selber ran) und das Tier lebendig, dann tot (mit dem Knüppel erschlagen ist bei den Jungs eher wie mit Wattebäuschen steinigen) und dann auf dem Teller zu sehen, ist ja schon was Neues für die Jungs.
Auf dem Stellplatz in Aa haben wir dann auch ein sympatisches italienisches Pärchen kennengelernt, die beide mit einem Motorrad auf den Lofoten unterwegs sind. Übrigens endlich mal Urlauber in unserem Alter. Sonst ist Norwegen eher das Rentner-Urlaubsparadies. Entgegenkommende Insassen von Wohnmobilen oder Pkw‘s mit Wohnanhänger (Tupperware-Camper) sind eher vom Typus glückliche Besitzer eines oder mehrerer künstlicher Hüftgelenke. Der Italiener hat übrigens für einen Monat in Bergen als Fischverkäufer gearbeitet (4000 Euro cash) und finanziert sich so seinen Urlaub. Keine schlechte Option. Die Einladung in die Toscana haben wir dann selbstverständlich prompt angenommen und uns schon mal für März (oder April) 2012 angemeldet. Lorenzos Angebot, dann gleich mit seinem Bruder und dessen Vorrat an Motorrädern zwischen den Olivenbäumen durch zu heizen kann so schlecht auch nicht sein.
Die Nacht zu heute haben wir dann auf einem Supermarkt Parkplatz in Harstad verbracht, in erster Linie aus dem einfachen Grund weil uns die Milch ausgegangen ist. Heute morgen dann die bittere Erfahrung, dass gerade diese Supermarkt-Kette generell kein elektronisches Geld akzeptiert. Also Banknoten in der Innenstadt besorgen. Zehn Minuten hin gejoggt und während des Abhebens so was wie ein Innenstadt-Fest entdeckt. Nicht, dass wir auf Rummelmäßiges besonders stehen, aber die Helium Ballons wären schon cool für die Jungs. Also hin zum erstbesten und freundlichst um Heliumballons für die Jungs gebeten. Einfach nur aus Interesse habe ich dann noch kurz nach dem Grund für das ‚Fest‘ gefragt: „Wahlkampfveranstaltung!“.“Aha, und von welcher Partei sind dann meine Ballons?“. „The name actually means right“. Oh Mann, habe sofort erwähnt, dass ich jetzt nicht durch die Innenstadt, sondern lieber die Seitenstraßen zurück zu meiner Familie nehme. Als Reaktion dann ein leicht verkrampftes Grinsen. Die Ballons habe ich natürlich mitgenommen und zugesehen, dass ich die rechten, gasbefüllten Luftballons mit frisch rasiertem 3mm Schnitt und schwarzem T-Shirt so schnell wie möglich in das Innere der Feuerwehr befördere. Hier hätte sich ein Storch Heinar Pulli bewährt (Bestell-Webseite hier). Nachdem die Jungs erfolgreich Legomänner und andere Spielsachen in der Feuerwehr haben steigen lassen, sind die rechten Ballons dann zu ihrer Freude von unserem linken Arm aus auf dem Parkplatz in den Himmel gestiegen, selbstverständlich im Sinne der Völkerfreundschaft.
Da Mattis Geburtstag anstand, sind wir über Reine (‚Most scenic place in Norway‘, lonely planet) auf in Richtung Harstad zum bestmöglichen Schwimmbad weit und breit. Rund 500km sind es bis zum nächsten in ähnlicher Größe. Nichts Dolles an sich, nur halt so groß wie bei uns zu Hause um die Enttäuschung so gering wie möglich zu halten und Beschwerden vorzubeugen. Verdammt gutes Wetter am Tag des Schwimmbadbesuches (gestern) und somit schön leer, verdammt hohe Preise drinnen (10 Euro für Mini-Kinder-Menü) – dafür eine Rutsche auf der die Jungs mindestens 50 Mal runtergeknallt sind. Na ja, eigentlich sind wir die fünf Stunden gefühlt nur gerutscht. Schöner Spaß. Somit ließ der erste Muskelkater auf der Reise dank verschiedener High-Speed Techniken auf der Rutsche mit den Jungs heute morgen nicht auf sich warten.