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Lanzarote-Madrid-Cordoba

Nach der gemütlichen Abreise von Lanzarote, signifikant unterstützt durch Mario von Apartamentos Santa Rosa (Danke nochmal!!!), stehen wir gerade am See namens Laguna del Conde, einer von sehr wenigen hier im Süden Spaniens. Yvonne betätigt sich gerade als Privatlehrerin in Deutsch, gefolgt vom Unterricht in Mathematik und Englisch, vertreten durch den einzigen über 30. Es regnet seit Stunden in Strömen und heldenhafterweise haben wir gerade heute ein Fenster irrtümlich vergessen zu schließen (Fahrerfenster komplett offen), so dass es über Nacht auf den Fahrersitz geregnet hat. Dass wir das nicht bemerkt haben, lässt immerhin auf eine relativ warme Nacht schließen. Erst gestern früh um neun Uhr hatten wir beißende -2°C. Zum Glück konnten wir nur drei Stunden später bei blauem Himmel im T-Shirt draußen sitzen und konkret urlaubsmäßig ein Buch lesen.

Der Stellplatz hier scheint exakt auf dem Weg einer Defender-Touri-Ausflugs-Tour zu liegen. Gestern haben uns mindestens 10-20 Defender in 10min Abständen passiert. Das hält unsere Jungs natürlich nicht davon ab, sich mit den Fahrrädern gegenseitig mit Bremsspurlängen zu überbieten, mit Spanngurten Schaukeln zu bauen oder das Longboard/Skateboard per Seil als Anhänger am Fahrrad zu befestigen und die kleinen Hügel runterzuknallen. Die teilweise sogar über Stunden andauernde Ungestörtheit beim Buch lesen im Campingstuhl, selbstverständlich inklusive ungestörter Sicht auf die Olivenbaumhaine, unterstützt somit unsere These, im kinderbespaßungstechnischen Sinne zufriedenstellend ausgerüstet zu sein.

In Madrid konnte Yvonne ihr Geburtstaggeschenk von der Rostocker, Hamburger und Münchner Fraktion (Paket per ‚poste restante‘) in Empfang nehmen – ein ebook-reader (Kindle). Seit Wochen steht bei uns im Gang eine riesige Bücherkiste mit rund 25 gelesenen Büchern. Unserem Platzproblem an Bord kommt der Kindle da ganz recht. Sogar Lasse ließt Percy Jackson Teil drei und vier jetzt auf dem Teil – gratis wifi und download der Bücher auf einer siffigen Raststätte nahe Cordoba sei Dank. Zur Poststation in Madrid wurden wir übrigens per Polizeieskorte gebracht. Apropos, im krassen Gegensatz zu Frankreich und dem Ostblock sind die portugiesischen und spanischen Polizisten sehr angenehm, locker und hilfsbereit. Keine Schikane mehr.

Nahe Madrid haben wir das letzte Altöl ablaufen und neues nachfüllen können (Entsorgung problemlos bei der Tankstelle), so dass jetzt Achsen, Getriebe und Motor bis Rostock kein neues Öl mehr benötigen. Der Auspuff hat sich wieder etwas losgejackelt und mit neuen Rohrschellen hält es zumindest bis zur Werkstatt in Marokko. Große Augen haben wir bekommen, als wir entdeckt haben, dass der Keilriemen durch eine Rohrschelle der Wasserpumpe angeritzt wurde. Rohrschelle gedreht und feddich. Das muss aber schon ewig so sein (da hat die Werkstatt Mist gebaut) – umso optimistischer sind wir, dass das Teil noch die 10-15tkm bis HRO durchhält. Auch das eine oder andere Schräubchen am Motor hat Öl gelassen – Schraube nachgedreht und basta. Sonst kann man nur wiederholen, dass das 38 Jahre alte Arbeitsgerät, das einem wirklich nichts übel nimmt, bei etwas Pflege mit viel Öl und Fett bis jetzt einfach nur extrem zuverlässig ist.

Tag drei und vier nach Madrid haben wir in Cordoba verbracht. Seitdem wir ein Mal wirklich verdammt knapp vorm Verkeilen in einer Altstadt im Baskenland waren (Poller angefahren, höchstens drei cm links und rechts zur Wand), kommt der Puls bei mir ähnlich dem Reflex beim Pawlowschen Hund sobald die Straßen enger werden. Das trat dann teilweise auch wieder in Cordoba ein. Zehn cm breiter und wir wären nur mit Polizeieskorte die Einbahnstraßen zurück aus der Altstadt gekommen. Man lernt halt nicht dazu. Für den Stellplatz in Altstadtnähe während der zwei Tage Cordoba hat sich das Ganze dennoch gelohnt.

Durch verdammtes Glück war zu dem Zeitpunkt gerade ein zweitägiger Mittelaltermarkt, der mit Gauklern, Trommlern, einem Schmied, Falken-Show, unendlich vielen Ständen voller leckerem Essen, Spielzeug oder auch orientalischen Kunstgegenständen und Schmuck nur so überquoll. Kein Vergleich zu ähnlichen Märkten in MV, das Ding war richtig gut!
Am Tag zwei in Cordoba stand die Altstadt auf dem Plan. Vorbei an der Moschee und der Synagoge hat es uns auf unserem Bummel ganz besonders die Gemütlichkeit der Innenstadt durch die nur drei bis vier-stöckigen Häuser sowie das orientalische Flair vieler Innenhöfe angetan (Guckst du Fotos).

In weniger als 10km Entfernung von Cordoba haben wir uns im Anschluß die mehr als 1000 Jahre alten Ruinen der alten Palaststadt ‚Madinat al-Zahra‘ angeschaut. Ein schöner Vorgeschmack auf das Alahambra in Granada mit teilweise noch sehr gut erhaltenen Gebäudemauern, Speckstein-Verzierungen sowie 1000 Jahre altem Kunsthandwerk im dazugehörigen Museum (link: http://de.wikipedia.org/wiki/Mad%C4%ABnat_az-zahr%C4%81%CA%BE)

Wir haben jetzt ’nur‘ noch knappe fünf Monate vor uns und hätten wir nicht die schulische Verpflichtung für die Jungs sowie unsere auf ein Jahr begrenzten Ersparnisse, wir würden wenig zögern, den Trip auf ein weiteres Jahr zu verlängern. Wo wir gerade dabei sind, wer spendiert 30000,- Euronen für ein weiteres Jahr? Mehr Afrika, Südamerika oder Südost-Asien vielleicht. Wir überlegen schon welche Art LKW wir uns aufbauen wenn die Kinder größer sind und keinen Bock mehr auf die Alten haben, ein kleiner Unimog oder unsere Kiste dekadent nur für zwei umbauen…? Schön, wenn man sonst keine Probleme hat.

Portugal

Nach ein paar lauschigen Tagen am See ging es dann Richtung Portugal. Vorher jedoch haben wir noch eine Nacht auf dem McDonalds Parkplatz in Vigo verbracht (gratis Internet), um morgens dann ein gepflegtes Fast Food Frühstück einzunehmen. Wie immer ein Highlight für die Jungs mit dem sich gleichzeitig einstellenden subjektiven Heimatgefühl.
Nach dem Frühstück war eine kurze spontane Visite des Vigo-Strandes in 200m Entfernung vom Parkplatz geplant. Nach der darauf folgenden Entscheidung die Stippvisite durch Kombination mit Baden, Kuchen essen, abhängen und dem Schnack mit den gambischen und senegalesischen DVD-Raubkopie-Verkäufern zu erweitern, war es dann halb fünf nachmittags als wir unsere Motoren wieder starteten.

Die notwendigerweise darauf folgende Nachtschicht bezüglich der Fahrerei endete dann am Strand namens Praia de Coco da Cruz (nördlich von Mira), der, so viel war uns zu dem Zeitpunkt noch nicht klar, der Platz sein sollte an dem wir Weihnachten, Silvester und Peters Besuch feiern sollten. Der Atlantik ungefähr 30m entfernt, fliessend Wasser zum Wäsche waschen in 20m Entfernung, kleiner Supermarkt 3min zu Fuß sowie reichlich Treibholz und Euro-Paletten zum Verheizen auf dem Lagerfeuer.
Letztendlich haben wir es dort ganze 12 Tage ausgehalten, kältere Abende wurden durch das Lagerfeuer erträglich und tagsüber reichten die Temperaturen locker aus um den ganzen Tag draußen mit Lesen, Buddeln, Höhle- und Swimmingpoolbau und weiteren Surfversuchen zu füllen. Auch erste erfolgreiche Ölwechsel wurden unternommen. In Marokko werden wir unser PS-Monster für ein paar Euronen mal durchsehen lassen, inklusive notwendiger Bremsen-Updates und Ölwechsel. Und mal ausloten, wie viel einmal neu Lackieren kostet.

In Anbetracht unseres geplanten kleinen Gran Canaria Abstechers mussten wir uns leider von Paula und Hauke (bullitour.de) trennen, die weiter südlich nach Lissabon fahren und wir Richtung Osten nach Madrid. Für Anfang Februar ist jedoch die gemeinsame Weiterfahrt durch Marokko geplant. Mit den beiden haben wir total Glück, voll entspannt, und genauso wie wir ebenfalls ohne den großen Reiseführerdruck des gewöhnlichen Touristen unterwegs.

Datt mit AIDA fahren war echt ’ne Aktion nur für völlig Grundentspannte. Wir bekommen es billiger, weil Opa bei AIDA arbeitet. Vor einem halben Jahr also einen Antrag gestellt mit der AIDA-Info, ‚wir melden uns 14 Tage vorher‘. 14 Tage vorher kein Anruf von Aida. Wir rufen also selber an. Aha, Zusage bekommen wir erst drei Tage vorher, weil wir AIDA ohne Flug wünschen (den gibt es nur von Deutschland aus). Na schön, dass das so rechtzeitig mitgeteilt wird. Sie wollen erst die Flüge loswerden. Kabinen sind zu dem Zeitpunkt noch frei. Drei Tage vorher, heute, unser Anruf. Nix iss, Pustekuchen, alle Kabinen voll. Echt mies gelaufen, man muss doch wenigstens ein Minimum an Planungzeit haben? Das wurde definitiv nicht sehr familienfreundlich und recht chaotisch geregelt bei der Aida Verwaltung – und somit für uns auch das letzte Mal.
Gleich geht’s zu Mc Donalds in Madrid, den Flug stornieren oder umbuchen. Last Minute. Mal sehen von wo aus wir uns wieder melden. 🙂 (edit: wir haben uns entschieden den Flug trotzdem zu nehmen, nix zu organisieren und am Flughafen in Las Palmas spontan zu entscheiden was wir machen)

Frohes Neues!