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Galizien

Nach anderthalb Tagen Fahrt mit unseren zwei lahmen Enten (zusammem 60 Jahre Altmetall) sind wir an einem ruhigen Strand angelaufen. Die zwei Tage dort waren jedoch von extremem Wind und Regen (parallel zum Boden) überschattet, so dass wir in der Hoffnung auf weniger deftigen Wind am dritten Tag ins Landesinnere gefahren sind. Der See an dem wir jetzt stehen ist sicher einer unserer Top Stellplätze dieser Reise. Sonne, paddeln gehen, draußen abhängen, grillen und das alles noch exklusive Autolärm in Hörweite und inklusive genialer Aussicht. Nebenan nur ein Bauernhof der mit etwas Hundegebell am Abend sowie regelmäßigem Hahnengekrähe die Geräuschkulisse erweitert.

Gleich wird gegrillt und Paulas Geburtstag gefeiert. In der Sonne 28 Grad, im Schatten 12°C. Heute Nacht hatten wir Minusgrade, gestern abend um neun Uhr überzog bereits eine dünne Eisschicht Paddelboot und Surfbrett. Wir wollen mal auf einen milden Winter hoffen! Bis zum 8. Januar sind wir noch in Spanien, dann anderthalb Wochen Kanaren, danach Marokko.

Wir haben vor einer Woche übrigens die erste komplette Gasbefüllung verbraucht und nachgetankt, sprich ~80 Liter in fünf Monaten. Die Befüllung mit dem deutschen System ist entgegen unseren Erwartungen auch in Spanien kein Problem.

Morgen oder übermorgen geht es weiter Richtung Porto um die zweite Charge Care Pakete von den Großeltern abzusahnen.

Paddeln im Kvikkjokk Delta

Vor 15 Jahren war ich schon mal hier im Sarek mit drei Kumpels, 240 km in 12 Tagen, Schneefeldeinbrüche, Regen, Kälte, Schnee, Moskitos, verschimmeltes Brot, tote Beine nach Flußdurchquerungen und keine Menschenseele im zentralen Sarek – und trotzdem würde ich gerne wieder los. Mit den Jungs doch leider zu heftig, somit: Paddeltour am Rand des Sareks inklusive Zelten. Zu Beginn der Tour kommt uns ein kleines Motorboot entgegen, die Taxis auf den Wasserwegen hier. Nachdem wir gerade auf Grund gelaufen waren (krasse Sedimentdrift durch naheliegenden Wasserfall, ganz plötzlich nur 10cm tief, durch den starken Regen durchaus wohl noch etwas verschärfter), bietet uns der Wassertaximann eine detaillierte laminierte Karte für das Kvickjock Delta an. Wo wir gerade dabei sind, frage ich ihn, ob er sich an vier Typen erinnern kann, die sich vor 15 Jahren in einem Wassertaxi-Wartezelt (Tipi) am Fluß ein gutes Stück nordwärts von Kvikkjokk mit ihrem eigenen Zelt breitgemacht haben. Er konnte sich noch gut an uns erinnern, denn mit einem leicht öligen Gesicht konnte er sich plötzlich wohl ebenfalls noch an seinen Spruch erinnern: „Germans always want to occupy“. Am Ende der Reise wurde das Kartengeschenk jedoch noch mit einem (echten) Kinderschokobon belohnt. Ihn hat’s gefreut.
Zum Paddelstart der Tour gleich wieder Regen, den wir schön unter einem Baum rund 200 m vom Startplatz entfernt abwarten mussten. Danach ging es durch die Kanäle auf Biber-Suche (Empfehlung vom Wassertaximann) – jedoch ohne Erfolg. Unser Schlafplatz war schnell gefunden (halb zehn abends), Zelt aufgebaut, Feuer an und Stockbrot, Würstchen sowie Marshmallows wie üblich am Start. Die Nacht im Zelt für die zwei Erwachsenen eher Qual (kalt, uneben), für die Kinder am Tag danach jedoch die „krasseste Nacht überhaupt“. Erwähnenswert auch Matti, der morgens gegen neun nur im Schlüpper durchs Zelt pirschte und mit den Brüdern tobte während bei uns mittelstark Geräderten und Frierenden ans Augenöffnen noch nicht zu denken war. Den Rest des Tages verbrachten wir mit abhängen, baden und Mittag essen (Konserve Kartoffelsuppe) an einer kleinen Halbinsel und dem erfolglosen Paddeln gegen die Strömung im Kanal ein paar km westlich von Kvikkjokk. Die starke Strömung durch die Regenfälle machte uns jedoch einen Strich durch die Rechnung und wir mussten den Hinweg nun auch wieder zurück fahren. Da die Strömung Richtung Kvikkjokk ging, paddelten Lasse und Hendrik selbständig fast komplett zurück während Yvonne und ich den Luxus eines Nickerchens genossen. Das Angeln übrigens weiterhin zeitintensiv und ohne Erfolg, wir hoffen in Norwegen auf mehr Fisch.

Mikrokosmos Feuerwehrauto

 

Gestern haben wir Höga Kusten mit dem Auto passiert. Eigentlich wollten wir dort wandern, sind nach einer Touri-Recherche bei kostenlosem McDonalds Internet aber doch nur dran vorbeigefahren. Die Sicht auf die Küste (Weltkulturerbe) war erstaunlich, sicher lästern die hier ansässigen Schwäne, Möven, etc. über jene Vögel, ortsansässig am Schwanenteich Rostock. Das Bewußtsein dafür sollte meiner Meinung nach vorhanden sein. Wie auch immer, die Natur, die schönen Offroad-Stellplätze, die Ruhe hier läßt uns bisher soweit nicht an unserer Entscheidung für Schweden zweifeln.

Nur vorbeizufahren heißt leider auch verstärkt Zeit nur in der Feuerwehr zu verbringen. ~12m² die aufgrund geringer Mückenanzahl am Abend bei den Kindern an erster Stelle stehen. Wir lassen uns jedoch nicht stressen, schlafen aus, essen lange Frühstück, spielen entspannt mit den Kindern und halten wahllos zum Essen und Baden an irgendwelchen Seen. Meist zünden wir den Motor für die Weiterfahrt erst nach zwölf Uhr mittags.

Unser Plan ist morgen endlich Jokkmokk zu erreichen und ein bis zwei Wochen an einem See zu stehen, mit unserem Boot zu paddeln, Fahrrad zu fahren (auf dem Programm selbstverständlich Trial Training mit den Jungs), jonglieren, Baden, lesen, angeln (gestern Angel + Köder gekauft) und nicht zuletzt die Kinder mit weit mehr als dämmerungshellen Nächten zu überraschen. Hier wird es schon nicht mehr richtig dunkel. Lasse selbst hat die ‚Dunkelheit‘ ein Uhr nachts schon mit ‚krass‘ quittiert. Gerade gestern konnte Lasse bis um 24 Uhr während der Fahrt an seinem Fenster ohne Lampe lesen.

Der Anfang zum Polarkreis wird gleich doppelt markiert, beim Rundgang entdeckt gibt es Probleme mit dem Öl der Vorderachse sowie Austritt von Öl am Rad hinten links (Wellendichtring?). Dank Imbus von Tom (www.wirziehenab.de) konnte ich schon mal schrauben, Ölstände soweit in Ordnung, also weiter beobachten. Kauf von Bremsflüssigkeit und Achsöl vorsorglich geplant. Ärgerlich nur, dass es hier nur PKW Werkstätten gibt. In jedemFall werden wir uns nahe Jokkmokk an einen See stellen und ein paar Tage nur rumstehen. Soweit, die Rennaus…

Paddeln, Baden, Fossilien und Abspannen

 

Auf unserer Reise in den Norden säumten mehrere idyllische Seen links und rechts die Autobahn, so dass wir willkürlich eine der Abfahrten herunterfuhren um die Möglichkeit des Paddelns auszuloten. Immernoch ohne Schweden-Karte (aktuell nur Lonely Planet A5 komplette Schweden Karte…) machten wir uns wie jeden Abend wieder auf die Suche nach einem Schlafplatz und wurden 300m vom See entfernt fündig. Generell funktioniert die Schlafplatzsuche hier in Südschweden deutlich besser als erwartet mit durchaus beachtenswerten Erfolgen – und das gerade auch weil durch das ‚Jedermannsrecht‘ ohne weiteres überall wild gecampt werden darf (eigentlich aber nur mit dem Zelt, hoffen mal einfach Feuerwehr im Einsatz ist erlaubt). Den folgenden Tag konnten wir das Bergans-Ally Paddelboot zum Pilottest aufbauen (voher jedoch drei größere Löcher flicken) und die Kinder mit dem Anpaddeln von winzigen Inseln inklusive Mittag in einer einsamen Felsenbucht belohnen.

Die kommenden Tage, immernoch ohne vernünftige Schwedenkarte, haben wir uns für den Besuch der Insel Öland entschieden. Auf dem Weg dorthin konnten wir unsere Ökobilanz von 3.3l Diesel pro Person und 100 km auf 2.9l pro Person und 100 km durch die Mitnahme von Tramper Victor signifikant verbessern. Erstaunlich ist ebenfalls die Wirkung von Tramper Victor auf die Kinder. Besser als jede Ritalin-Pille respektvolle und vor allem ungewohnte Ruhe von hinten.

Von Kalmar ging es gegen 11 Uhr abends, nun ohne Tramper Victor, mit 75% schlafenden Kindern Richtung Öland über eine eindrucksvolle Brücke, die selbst den lebenserfahrenen Lasse zum Staunen ermunterte. Gegen halb zwölf hatten wir auch schon einen Schlafplatz am Rand einer großen Wiese gefunden auf dem wir gleich den kompletten folgenden Tag zum Wäschewaschen, Aufräumen und der Vollendung finaler Ausbaudetails der Feuerwehr nutzten (Lampe auf Lasses Bett inklusive genialem eigenen Schalter verkabeln sowie die originalen 37 Jahre alten Lampen des Feuerwehr-Koffers im ‚Bad‘ verbauen, Einlegeböden in Küchenschränken sowie Holz-Ablageboxen auf dem Armaturenbrett konstruieren). Frisch gestärkt durch die gesteigerte Produktivität bei Haushaltsarbeit und Handwerk ging es den folgenden Tag in den Norden der Insel zum kleinen Örtchen Gilberga. Dort sollen sich am Strand tonnenweise Fossilien türmen – ein Tipp von Yvonnes Arbeitskollegin Anja und für die Kinder hoffentlich eine kleine beeindruckende Zeitreise. Völlig entgegen unsrer Erwartungen verwandelte sich der Weg zum Strand mehr und mehr in eine Buckel-Piste, mit an Seiten und Dach schleifenden Ästen und alles andere als eine Touristenecke. Zum zweiten Mal bewährte sich unser Offroader und das ‚Piste-Heizen‘ machte verdammt viel Spaß. Am Strand werden wir zum zweiten Mal positiv überrascht: ein fast völlig einsamer Strand, wenn auch sehr steinig und felsig, ein Auto dass uns erspäht und gleich das Weite sucht, dann am Horizont verschwindet und eine Atmosphäre wie in Spanien, aber eher nicht wie in Schweden. Am Strand finden die Kinder innerhalb kurzer Zeit mehrere Fossilien, vertrocknete kleine Fische und genug angeschwemmtes Holz für ein solides Lagerfeuer.

Übrigens, zwei Dinge die sich sehr bewährt haben sind erstens unser Mini-Bad mit Toilette und Dusche sowie zweitens das Longboard und die Skateboards welche sich besonders für Städtebesuche schon in der ersten Woche als sehr praktisch erwiesen haben.

Der relativ begrenzte Raum innerhalb der Feuerwehr hat uns durch die Kletterei jedoch schon die eine oder andere Beule an Kopf, Hüfte oder Schienbein eingebracht – um den verhölzernden Bewegungsabläufen entgegenzuwirken, die sich auf dem Weg in die 30iger nun unweigerlich langsam einschleichen, sicher preventiv für zumindest dieses eine Jahr äußerst wirkungsvoll.

Vielen Dank für die Geschenke von den besten Freunden unserer zwei Großen – alles in reger Verwendung.

Heute Frühstück bis um zwölf, die Utensilien stehen noch bereit und es ist zwei Uhr nachmittags. Yvonne ließt Lasse den letzten Teil von Harry Potter vor, die Kinder wechseln zwischen Fahrrad fahren, Höhle bauen, Strand durchforsten, in der Feuerwehr lesen oder Steinhaufen bauen. Den ganzen Tag bleiben wir hier am Strand, morgen gehe ich GoKart fahren mit Lasse, gefolgt vom Besuch des Traktorrennens hier auf der Insel. Die Kinder sind jedenfalls schon heiß. Nun, eigentlich, es kann so weiter gehen.

H.